- 1.1 Worin unterscheidet sich ein Bio-Solar-Haus zu jedem anderen Niedrigenergie- oder Passivhaus?
Die Häuser von Mitbewerbern werden in der Regel einschalig errichtet. Um zu verhindern, dass der Wasserdampf im Winter innerhalb der isolierten Wand kondensiert, müssen diese Häuser dampfdicht gebaut werden. Der in jedem Haus entstehende Wasserdampf muss dadurch über einen Luftaustausch abgeführt werden. Die einfachste Form dies durchzuführen, ist das mehrmalige Stoßlüften verteilt über den Tag.
Da jedoch zwischenzeitlich Häuser durch ihre starke Wärmedämmung so wasserdampfdicht gebaut sind, kann mit einer Fensterlüftung eine ausreichende Entfeuchtung nicht mehr sichergestellt werden. Zudem entstehen durch das Lüften im Winter erhebliche Wärmeverluste. Um dieses Problem zu umgehen, werden gerade Passivhäuser mit Lüftungsanlagen ausgestattet, mit denen die feuchte Innenluft abgesaugt wird und durch trockenere Außenluft ersetzt wird. In der Werbesprache wird dies fälschlicherweise als Versorgung der Bewohner mit "Frischluft" deklariert.
- 1.2 Wie entweicht der Wasserdampf bei einem Bio-Solar-Haus?
In einem Vier-Personen-Haushalt fallen am Tag bis zu 12 Liter Wasserdampf durch Kochen, Baden, Duschen usw. als trockenes Gas an. Die vorhanden Wassergas-Moleküle erzeugen dabei einen bestimmten Dampfdruck ("Partialdruck"). Ist dieser Druck höher als der Dampfdruck in der Luftschicht des Außenhauses, kann der Wasserdampf als trockenes Gas durch das Dampfdruckgefälle über die entsprechenden Bauteile nach außen diffundieren.
Da Wasserdampf-Moleküle nur halb so schwer sind wie Luft, steigt das trockene Wasserdampfgas durch seinen natürlichen Auftrieb nach oben. Über einen Spalt im Firstbereich, der mit einem Firstband, ähnlich einer Membran, abgedeckt ist, kann das Gas entweichen. Ein Taupunkt, also das Kondensieren des Wasserdampfs, ist dabei physikalisch ausgeschlossen.
- 1.3 Warum ist Diffusionsoffen nicht gleich Diffusionsoffen? Worauf sie achten sollten.
Baumaterialien setzen dem Wasserdampf unterschiedliche Widerstände entgegen, die in der Einheit µ [mü] angegeben werden. Je kleiner der Wert, desto diffusionsoffener ist ein Bauteil. Ein Wert über 100µ gilt als Dampfsperrschicht. Die µ-Werte der Hauptdämmstoffe eines Bio-Solar-Hauses sind: Holzweichfaser (5µ) sowie Zellulose (2µ). Im Vergleich dazu hat z.B. eine OSB-Platte einen µ-Wert von 229 und Polystyrol einen µ-Wert von 90. Weitere Informationen dazu finden Sie in unserem Bau- und Dämmstoffvergleich.
Unser Rat:
Heißt es also bei Häusern "diffusionsoffen", so sagt dies zunächst nichts darüber aus, wie die tatsächliche Entfeuchtung des Hauses erfolgt - also über Fensterlüftung oder Lüftungsanlage. Lassen Sie sich daher den SD-Wert des Wand- und Deckenaufbaus nennen. Dieser Wert berücksichtigt sowohl den µ-Wert als auch die jeweilige Stärke der Bauteile in Bezug auf die Diffusionsfähigkeit. Liegt der SD-Wert über 1.5, da sind sich Fachleute einig, kommen Sie zur Entfeuchtung an einer Fensterlüftung oder einer Lüftungsanlage nicht vorbei!
- 1.4 Welche Hauptbaustoffe werden für den Bau eines Bio-Solar-Hauses verwendet?
Der Hauptbaustoff eines Bio-Solar-Hauses ist Holz. Je nach Verwendungszweck findet sich Holz in Form von Konstruktionsvollholz beim Holztraggerüst, in Form von Zellulose (Wahlweise als Recycling- oder Rohprodukt) als Wärmedämmung oder als Holzweichfaser für zusätzlichen sommerlichen Wärmeschutz und als Basis des Außenhauses wieder. Auch die zur Aussteifung verwendeten Gipsfaserplatten bestehen zum Teil aus Holz, zum anderen Teil aus Gips.
- 1.5 Warum ist es in einem Bio-Solar-Haus trotz des hohen Glasanteils im Sommer angenehm kühl?
.Entscheidend für eine angenehme Haustemperatur im Sommer sind vier Faktoren: Eine einfache Beschattung im Dachbereich des Wintergartens, die verhindert, dass die Sonnenstrahlen in die innere Wintergartenverglasung scheinen und im Haus selbst einen Treibhauseffekt erzeugen. Tagsüber muss die innere Wintergartentür geschlossen bleiben. In den Abend- und Nachstunden wird das Haus gelüftet. Durch die Dämmung mit Zellulose und Holzweichfaser und der damit entsprechend niedrigen Temperaturleitzahl wird über eine lange Zeit die Wärme darin gehindert, in das Haus einzudringen.
- 1.6 Was spricht für eine Dachverglasung mit Plexiglas, was für Sicherheitsglas und was für Schwingfenster?
Für die Verwendung von Plexiglas® spricht der kostengünstige Anschaffungspreis, die einfache Verarbeitung und Montage mittels Klemmschienen, das geringe Gewicht und die Beschichtung ähnlich des „Lotus-Effekts“. Dazu gewährt der Hersteller 30 Jahre Garantie gegen Vergilbung.
Besteht eine erhöhte Schnellast am Bauort (ab ca. 800m NN sowie in Österreich oder der Schweiz) kann die Verwendung von Sicherheitsdoppelglas unausweichlich sein. Da die aktuelle Generation von Bio-Solar-Häusern kein komplett verglastes Dach mehr benötigt, liegt der Mehrpreis zwischen Plexiglas® und Sicherheitsglas nicht mehr ganz so weit auseinander wie in der Vergangenheit.
Eine weitere Option, die sich immer größerer Beliebtheit erfreut, sind 3-in-1 Schwingfenster, wie sie z.B. von Velux angeboten werden. Sie bestehen aus einem Eindeckrahmen und drei Dachfensterelementen, von denen man die beiden äußeren z.B. zur Reinigung öffnen kann.
- 1.7 Wie individuell kann ich die Wandbekleidung im Haus gestalten?
Für die Wahl des Wandbelags steht eine Vielzahl an Baumaterialien zur Auswahl: Neben klassischem Gipskarton sind Platten aus Gipsfaser oder Lehm als auch unbehandeltes Holz möglich. Bei der optischen Gestaltung sind diffusionsoffene Wandfarben oder Putze sowie selbstverständlich Tapete (außer mit Schaum- oder Kunststoffanteilen) möglich.
- 1.8 Welche Möglichkeiten der Fassadengestaltung bestehen bei einem Bio-Solar-Haus?
Durch das Haus-im-Haus-Prinzip muss die Fassade des Außenhauses eines Bio-Solar-Hauses nicht zwangsläufig diffusionsoffen sein. Dadurch sind quasi alle Varianten der Fassadengestaltung möglich. Dazu zählt neben der klassischen Putzfassade, die Verkleidung mit einer Holzschalung oder auch mit Blech. Auch Klinkerfassaden und Erdanschüttungen gehören zu den vielen Möglichkeiten das Haus nach dem individuellen Geschmack zu gestalten.
- 1.9 Welche Dachformen und welche Dacheindeckungen sind bei einem Bio-Solar-Haus möglich?
Mögliche Dachformen sind Satteldächer, Pultdächer, Schleppdächer, Walmdächer, Pultdächer, Bogendächer als auch Zeltdächer möglich. Eine Realisierung mit einem Flachdach ist aus physikalischen Gründen nicht möglich. Die Dacheindeckung kann, bis auf den teilweise transparenten Bereich, nahezu frei gewählt werden: Z.B. mit Betonziegel, Tonziegel, Blech oder mit einer Dachbegrünung.
- 1.10 Gibt es bezüglich des Fußbodenaufbaus eine Alternative zu einem konventionellen Nassestrich?
Üblicherweise wird der Fußbodenaufbau bei Häusern als gedämmter Nassestrich ausgeführt. Auch wenn diese Variante kostengünstig ist und gute Dämmeigenschaften bietet, hat sie auch gewissen Nachteile: Der Fußboden ist relativ kalt, verfügt über viel Speichermasse und ist kaum in Eigenleistung ausführbar. Als Alternative dazu besteht die Möglichkeit die Fußbodenkonstruktion mit Holz zu erstellen und mit Zellulose zu dämmen. Sie ist in Kombination mit Trockenestrichelementen sehr steif und damit auch für das Verlegen von Fliesen geeignet. Zudem fühlt sich der gesamte Fußboden deutlich wärmer an – und das ganz ohne Fußbodenheizung. Sofern das Bio-Solar-Haus über ein weiteres Geschoss verfügt, empfiehlt es sich dort aus Schallschutzgründen einen dünnen Estrich einzubauen.
- 1.11 Ist es möglich ein Bio-Solar-Haus mit Keller zu bauen?
Grundsätzlich ist sowohl ein Haus auf einer Bodenplatte als auch auf einem Keller möglich. Der Keller ist dabei bauphysikalisch vom eigentlichen Bio-Solar-Haus getrennt, d.h. das Raumklima entspricht dem eines konventionellen Kellers. Bei einem beheizten Keller (z.B. mit einer Einliegerwohnung) kann er in Verbindung mit einer Fußbodenheizung durch das Heizungssystem des Bio-Solar-Hauses mitbeheizt werden. Bei Hanggrundstücken ist auch eine Teilunterkellerung möglich, sodass das Wohnklima auch weitestgehend auf diese Etage übertragen werden kann.
- 1.12 Mit wie vielen Geschossen kann ein Bio-Solar-Haus gebaut werden?
Sowohl bei einem Bio-Solar-Haus mit Stahl- als auch mit einem Holztraggerüst sind bis zu drei Geschossebenen zzgl. Keller ohne weiteres realisierbar.